Meist gibt es für ein Buch keine bessere Werbeplattform als einen kleinen Skandal. Der Autor Omid Scobie hat rund 400 neue Seiten über die britische Königsfamilie veröffentlicht. Der Inhalt, der in britischen Medien nach Erscheinen diskutiert wurde, scheint wenig spektakulär. Prinzessin Kate verhalte sich mitunter kalt und habe Hilferufe ihrer Schwägerin Herzogin Meghan ignoriert, heißt es in «Endgame» (deutsch etwa: Endspiel). Noch am Erscheinungstag aber kommt es dann doch zur Aufregung.
Das Buch wurde in den Niederlanden gestoppt, die übersetzte Fassung wurde dort vorerst aus dem Verkauf genommen. «In der niederländischen Ausgabe ist ein Fehler aufgetreten», hieß es in einer Erklärung des Verlages Xander Uitgevers in Haarlem bei Amsterdam. «Es wird bei der Übersetzung an einer Korrektur gearbeitet.» Wenige Worte, die Spekulationen auslösten. Der Verlag wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht weiter äußern.
Begründung könnte britische Monarchie erschüttern
Wenn die Begründung für den niederländischen Rückzieher tatsächlich die ist, über die Medien berichten, könnte dies nach Ansicht von Kommentatoren die britische Monarchie schwer erschüttern. Demnach wird nämlich in der Version der Name eines Royals genannt, dem Meghan vorgeworfen hatte, vor der Geburt von Sohn Archie über die Hautfarbe ihrer künftigen Kinder mit Harry spekuliert zu haben.
In einem Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey im Frühjahr 2021 hatte das Paar darüber ausgepackt. Namen aber nannten die beiden damals nicht, sondern betonten nur, es habe sich nicht um Queen Elizabeth II. oder ihren Gatten Prinz Philip gehandelt, die damals noch lebten.
Für Meghan und Harry, die längst in den USA wohnen, hatten sich mit dem Interview neue Gräben zur britischen Königsfamilie aufgetan. «Wir sind sicherlich keine rassistische Familie», sagte Harrys älterer Bruder Prinz William damals. Doch das Paar in den USA legte mit einer Produktion bei Netflix und Harrys Biografie «Reserve» nach. Nicht gerade die einfachsten Voraussetzungen, um wieder miteinander Weihnachten zu feiern.
Es könnte zum «Endgame» kommen
Mittlerweile hatte sich die Stimmung wieder etwas beruhigt. Zuletzt wurde sogar über einen Weihnachtsbesuch der «Amerikaner» in der alten Heimat spekuliert. Doch nun könnte es tatsächlich zum «Endgame» kommen.
Der Autor des gleichnamigen Buchs sagte dem TV-Sender RTL, dass es keine Version aus seiner Hand gebe, in denen Namen genannt würden. «Ich habe die englische Version geschrieben.» Doch Fragen bleiben. Denn nach Angaben von Reportern, die die niederländische Version vorab gelesen hatten, geht es um zwei Passagen. An der einen Stelle werde explizit gesagt, dass Meghan in privaten Briefen einen Namen genannt habe. Fotos dieser Passage kursieren im Internet.
An einer anderen Stelle stehe, dass ein weiteres Mitglied der Royal Family ähnliche Sorgen geäußert habe. Der niederländische Royals-Journalist Rick Evers sagte dem britischen Sender ITV, der eine Name sei sehr spezifisch, der zweite aber etwas vage.
Scobie hatte bereits vor drei Jahren über Harry und Meghan geschrieben – ihm werden gute Beziehungen zu dem Paar nachgesagt. Sein neues Buch mit dem Untertitel «Inside the Royal Family and the Monarchy’s Fight for Survival» (Deutsch: Innerhalb der Royal Family und der Überlebenskampf der Monarchie) erschien am Dienstag in Großbritannien. Der Autor sagte in einem Interview mit der «Times», er habe dafür nicht mit Meghan gesprochen. Sie hätten aber gemeinsame Freunde und das «hilft definitiv dabei, Informationen zu bekommen».
Nicht das schmeichelhafteste Bild der Royals
In «Endgame» zeichnet er nun der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge nicht das schmeichelhafteste Bild der Royals. König Charles III. etwa habe es verpasst, nach dem Zerwürfnis mit seinem Sohn Prinz Harry eine neue Beziehung zu ihm aufzubauen.
Scobie vertrete dort auch die These, dass die Beziehung zwischen Charles und seinem ältesten Sohn und Thronfolger Prinz William schwierig sei. Die «Times» schrieb dagegen, nach Ansicht der meisten Kommentatoren seien sich William und Charles in den vergangenen Jahren nähergekommen.
PA zufolge lehnten der Buckingham-Palast und der Kensington-Palast eine Stellungnahme zum Buch ab. Was mit den bereits gedruckten Exemplaren in den Niederlanden geschieht, war zunächst nicht bekannt.