Die TV-Verfilmung ihrer Lebensgeschichte machte das Grauen des Holocausts in deutschen Wohnzimmern greifbar: Die für ihr autobiografisches Werk «Ein Stück Himmel» bekannt gewordene Schriftstellerin und Holocaustüberlebende Janina David ist tot. Das bestätigte der dtv-Verlag am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf die Familie Davids. Sie starb demnach bereits am 22. Oktober im Alter von 93 Jahren in London.
David, die 1930 im polnischen Kalisz in eine jüdische Familie geboren wurde, hatte ihre von Vertreibung, Flucht und Hunger geprägten Kindheitserinnerungen in insgesamt drei Bänden aufgeschrieben. Teile davon wurden in einer von 1982 an ausgestrahlten Fernsehserie (ARD) unter dem Titel des ersten Bands «Ein Stück Himmel» verfilmt. Gespielt wurde David darin von der tschechischen Schauspielerin Dana Vávrová, die dafür zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Überlebt hatte David den Krieg nur, weil es ihren Eltern gelungen war, sie aus dem Warschauer Ghetto herauszuschmuggeln und in die Obhut katholischer Nonnen zu geben. Ihre Eltern und die meisten Verwandten sah sie jedoch nie wieder. Später lebte sie in Paris, Australien und schließlich in London, wo sie beschloss, ihre Lebensgeschichte zu Papier zu bringen, um den geliebten Menschen ein Denkmal zu setzen.
Gabriele Leja, die David als Programmleiterin der Reihe Hanser bei dtv viele jahrelang betreute, würdigte die Autorin im dpa-Gespräch als eindrucksvolle Person, die eine sehr feine Art gehabt habe. Den Erfolg ihrer Bücher und der TV-Serie in Deutschland habe sie mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen, erinnert sich Leja.
Der dtv-Verlag, bei dem «Ein Stück Himmel» zuletzt 2017 in einer aktualisierten Ausgabe erschien, bezeichnete Werk Davids als «einzigartiges Zeitdokument», in dem sie das unendliche Leid durch die Augen eines Kindes greifbar gemacht habe. Damit habe sie «viele junge Menschen im Kern berührt», sagte Leja, die Davids Bücher für unverzichtbar hält, um die Erinnerung an den Holocaust am Leben zu erhalten. Das sei besonders in Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder zunehme, sehr wichtig.