Die Buchbranche sieht sich mit vielen Krisen konfrontiert, blickt aber optimistisch in die Zukunft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Frank Rumpenhorst/dpa/Frank Rumpenhorstdpa)

Corona ist vorbei, neue Krisen sind da: Obwohl Inflation und Kaufzurückhaltung den Buchmarkt prägen, geben sich Buchhändler und Verlage selbstbewusst. «Auch die Buchbranche bekommt die Auswirkungen der globalen Krisen zu spüren, behauptet sich aber engagiert», sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels am Mittwoch in Frankfurt. Schließlich würden Bücher gerade in komplexen Zeiten Orientierung bieten, verlässliche Informationen und inspirierende Geschichten.

Wie ist die aktuelle Lage? Die Halbjahresbilanz 2023 fällt laut den Angaben zweischneidig aus. «Zwar liegt der Umsatz über alle Vertriebswege hinweg 4,1 Prozent über dem der ersten sechs Monate 2022», erklärte der Börsenverein. Das liege aber auch an dem coronabedingt sehr schwachen erstem Halbjahr 2021, in dem beispielsweise erneut die Leipziger Buchmesse ausgefallen war.

Die Umsätze liegen unter denen von 2019

Und: Laut Börsenverein werden im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit weniger Bücher verkauft und im Buchhandel vor Ort besteht noch eine deutliche Umsatzlücke. Demnach lagen die Umsatzzahlen dort 5,2 Prozent unter denen des Jahres 2019. Die Pandemie sei auf dem Buchmarkt zwar vorbei, das hieße aber nicht, dass man sich entspannt zurücklehnen könne, betonte Schmidt-Friderichs.

Der Börsenverein gab am Mittwoch vor allem detaillierte Zahlen zum Vorjahr bekannt: So erwirtschaftete die Branche 2022 einen Gesamtumsatz von 9,44 Milliarden Euro, das waren 1,9 Prozent weniger als 2021. Während der klassische Buchhandel nach den Einbußen durch die Schließungen in der Corona-Zeit seine Umsätze auf 3,95 Milliarden Euro (plus 5 Prozent) steigern konnte, verbuchte der Internetbuchhandel nach den deutlichen Pandemie-Zuwächsen einen Rückgang auf 2,28 Milliarden Euro (minus 12,6 Prozent). Klar sei aber auch, dass der Online-Handel auf lange Sicht weiter an Fahrt gewinne, hieß es.

«Das vergangene Jahr war von Beschaffungsengpässen, immens steigenden Herstellungs- und Energiekosten und der hohen Inflation geprägt», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Peter Kraus vom Cleff, der nicht persönlich in Frankfurt dabei sein konnte. Zudem habe die Pandemie die Verödung der Innenstädte beschleunigt. «Die Lage erholt sich nur langsam oder kaum.»

Das Hörbuch boomt

Besonders prekär sei die Lage für kleinere Verlage, die sowohl enorme Einbußen als auch weiterhin hohen Kosten verzeichnen würden. «Es ist deshalb entscheidend, dass die Politik nun zügig die Förderung für Verlage, die sie im Koalitionsvertrag zugesagt hat, umsetzt», forderte Kraus vom Cleff.

Doch es gab auch Zahlen, die optimistisch stimmen: Besonders erfreulich sind laut der Daten die Entwicklungen beim Hörbuch. Dort stieg der Umsatz im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 um 35,2 Prozent. Und von 2021 auf 2022 legten die Zahlen um 6,6 Prozent zu. «Audio boomt», betonte Vorsteherin Schmidt-Friderichs.

Unter den verkauften Büchern macht die Belletristik mit einem Anteil von 34 Prozent (plus 4,4 Prozent) weiterhin den wichtigsten Bereich aus. Einen enormen Zuwachs (plus 16,5 Prozent) verzeichnete erwartungsgemäß der Bereich «Reise», der Anteil liegt bei 4,7 Prozent. Der meistverkaufte Hardcover-Roman des Jahres 2022 in Deutschland war übrigens «Eine Frage der Chemie» von Bonnie Garmus. Unter den Sachbuch-Bestsellertiteln mit Hardcover belegt «Du darfst nicht alles glauben, was du denkst» von Kurt Krömer den ersten Platz.

Der Kulturpass soll die Branche unterstützen

Und wie steht es um die jungen Leserinnen und Leser? Auch dort zeigten sich zwei Seiten: So gebe es einerseits eine Verschlechterung der Lesefähigkeit, hieß es. Andererseits seien viele junge Menschen sehr kauffreudig und an Literatur interessiert. Es stimme sie optimistisch, dass sich ein Teil der jungen Generation auf sozialen Medien wie Tiktok intensiv mit Buchthemen auseinandersetze, sagte Schmidt-Friderichs. «Die Branche ist aktiv dabei, diese Zielgruppe anzusprechen, indem sie eine Verbindung zwischen digitalen Formaten und dem Handel vor Ort schafft.»

Und nicht zuletzt würde auch der Kulturpass die Branche unterstützen. Mit dem neu eingeführten Pass erhalten alle, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, 200 Euro für die Nutzung lokaler Kulturangebote. Damit können etwa Kino-, Konzert-, Museums- oder Theatertickets aber eben auch Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente gekauft werden.

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