Der ehemalige Betreiber der legendären Berliner «Paris Bar» und Künstler Michel Würthle ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 79 Jahren in Berlin, wie sein Freund und Anwalt Robert Unger am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
Bekannt war Würthle vor allem als Wirt der «Paris Bar» in Berlin-Charlottenburg, in der prominente Stammgäste ein und aus gehen. Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre studierte Würthle nach Angaben des Steidl-Verlags Kunst in Köln und Wien. Die Leidenschaft für die Kunst behielt er sich bis zum Schluss bei: Erst 2021 erschienen sein Werk «Paris Bar Press Confidential», in dem er mit Collagen, Zeichnungen und kurzen Texten die Pandemie-Zeit der «Paris Bar» dokumentierte.
Würthle erwarb 1979 die «Paris Bar» gemeinsam mit einem Jugendfreund. In der Beschreibung seines Buches wird sie als das «wichtigste Künstlerlokal Deutschlands» bezeichnet. Eine der Legenden besagt, dass Würthle seine prominenten Gäste auch mal mit Kunstwerken statt mit Geld bezahlen ließ.
Kippenberger bezahlte mit Öl-Gemälden
Der Maler Martin Kippenberger war sein bester Freund, der Schriftsteller Oswald Wiener sein Mentor, wie der «Spiegel» 2022 schrieb. Kippenberger durfte demnach in der «Paris Bar» bis zu seinem frühen Tod umsonst essen und trinken, er bezahlte Würthle mit schwarz-weißen Ölgemälden.
Neben dem im einstigen Ostteil gelegenen «Borchardt» ist die «Paris Bar» in der City West eines der bekanntesten Berliner Lokale. Der «Spiegel» listete die Spannbreite der Gäste auf: von Max Frisch über Rainer Werner Fassbinder bis zu David Bowie.
Eine Messingplakette am Tresen wies Schauspieler Otto Sander als Stammgast aus. Das Lokal sei «aus Berlin nicht mehr wegzudenken», befand einst Stammgast Udo Walz, der dort am liebsten ein schönes Stück Fleisch mit Pommes und Sauce Béarnaise aß. In der Kantstraße war das «zweite Wohnzimmer» des 2020 verstorbenen Friseurs.
Würthle umreißt im «Spiegel»-Artikel von 2022 seine Vorstellung vom Lokal so: «Na ja, es sollte weltberühmt sein. Und gut. Und scheiße. Vor allem einzigartig. Was mir immer fürchterlich auf den Wecker gegangen ist, sind sogenannte Künstlerlokale. Aber es ist natürlich ganz wichtig, dass Künstler dort sind. Aber so wenig wie möglich Politiker. Und Schauspieler braucht es, die man doch bewundert hat.»