Marco Goecke ist nach der Hundekot-Attacke auf eine Journalistin suspendiert worden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christophe Gateau/dpa)

Drei Tage nach seiner Hundekot-Attacke auf eine Journalistin hat sich der Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, öffentlich entschuldigt. «Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen», teilte der 50-Jährige in einem schriftlichen Statement mit. «Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war.»

Goecke hatte am Samstagabend im Foyer des Opernhauses in Hannover Wiebke Hüster, eine Journalistin der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer «schlimme, persönliche» Kritiken zu schreiben.

Die Journalistin hatte nach dem Angriff Anzeige bei der Polizei erstattet. Gegen Goecke wird wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Die Staatsoper Hannover suspendierte ihren Ballettdirektor am Montag, erteilte ihm ein vorläufiges Hausverbot und verlangte eine Entschuldigung.

Goecke: «Nervliche Belastung»

Der Choreograf erklärte die Attacke mit der «nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren (9.2. Den Haag, 11.2. Hannover)». Gleichzeitig machte Goecke der betroffenen Journalistin erneut Vorwürfe und sprach von «oft gehässigen Kritiken».

Hüster hatte am Sonntag der dpa gesagt, Goecke habe im Foyer des Opernhauses plötzlich eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben. «Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien», sagte die 57-Jährige. Sie habe unter Schock gestanden und geweint.

In einem am Montagabend im WDR ausgestrahlten Interview sagte Goecke zu der Tat: «Das war absolut im Affekt.» Sein alter Dackel habe in seine Tasche gemacht, was manchmal in dem Alter passiere. Er habe das Häufchen in eine Tüte gepackt und draußen entsorgen wollen. Hüster hatte dagegen am Sonntag von einer geplanten Tat gesprochen. «Das war Vorsatz», sagte sie.

Journalistin schockiert von Goeckes Statement

Hüster reagierte entrüstet auf das Statement des Choreografen. «Das hat mir nochmal einen Schock versetzt», sagte Hüster im 3sat-Kulturmagazin «Kulturzeit». Am Anfang heiße es in dem Statement zwar, er möchte sich entschuldigen. «Aber dann schaltet er sofort um und verstärkt die Vorwürfe, die er ohnehin gegen mich erhoben hat, nochmal.» Hüster fügte hinzu: «Was für eine Art von Entschuldigung soll denn das bitte sein? Das ist eine Rechtfertigung. Plus: Wir reden hier über einen Straftatbestand. Das ist Beleidigung und Körperverletzung.»

Hüster sagte zu Goeckes Vorwurf, zwei der neun Kritiken, die sie in der Vergangenheit über seine Stücke geschrieben hatte, seien «überschwänglich positiv» gewesen.

Ob Goecke trotz der Suspendierung weiterhin seine vollen Bezüge erhält, wollte die Staatsoper indes nicht mitteilen. «Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren», sagte eine Sprecherin. «Daher werden wir uns frühestens am Donnerstag wieder dazu äußern.»

Die oppositionelle CDU-Landtagsfraktion sieht jetzt Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) am Zug. «Wir erwarten vom Träger der Staatsoper, dem Land Niedersachsen, dass gehandelt wird», betonte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner. Er bezeichnete den Angriff als «eklig und erniedrigend» und als «Angriff auf die Pressefreiheit».

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