Der Theatermacher Claus Peymann hadert mit der Bühnenwelt. Das Theater hat nach seiner Einschätzung mittlerweile an Einfluss verloren. Es sei seltener Thema als früher, sagte der Regisseur der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Manchmal denke er «in der tiefsten Melancholie, vielleicht ist das Theater tatsächlich tot?» Der Fußball, die Fußballgötter seien die eigentlichen Künstler geworden. «Die haben das Herz der Massen.»
Früher sei das griechische, antike Theater gefüllt gewesen wie ein fettes Fußballstadion, sagte Peymann, der an diesem Dienstag (7. Juni) 85 Jahre alt wird. «Der Fußball, den ich selber liebe – vor allem Werder Bremen und Union Berlin, da lasse ich ja kein Spiel aus – liefert mit einem Torwart wie zuletzt im Spiel Liverpool gegen Madrid vielleicht den Hamlet unserer Zeit.»
Vielleicht klinge das resigniert, aber es sei doch wahr: «Das Theater ist aus den Feuilletons fast verschwunden», sagte Peymann, der jahrelang das Berliner Ensemble und das Wiener Burgtheater leitete.
«Früher hat das Theater die Titelseiten der Zeitungen gefüllt. Es gab Schlagzeilen zu Aufführungen von Peter Stein, Peter Zadek, Ruth Berghaus, Einar Schleef und auch von mir», sagte Peymann.
Verrückt-gewordene Schauspieler, Eskapaden, Skandale, aber vor allem prägende, erhellende Aufführungen – das sei Tagesgespräch gewesen. «Heute sind wir eine Kuriosität, arme, einsame Spinner. Aber in mir finden Sie einen, der unerschütterlich an das Theater glaubt. An das, was es sein kann für die Menschen: der Traum eines besseren Lebens.»