Filmregisseur Sönke Wortmann bedankt sich im Prinzregententheater während der Verleihung des Bayerischen Filmpreises für seine Auszeichnung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matthias Balk/dpa)

Roter Teppich, schicke Kleider, kühle Drinks: Ein Hauch von Glamour ist zurück in München.

Am Freitagabend wurde dort im Prinzregententheater der Bayerische Filmpreis verliehen – nicht nur trotz Krieg und Krise, sondern auch ein bisschen deswegen. «Wir müssen aufpassen, dass Putin uns nicht zu Gefangenen macht», sagt Regisseurin Doris Dörrie auf dem Roten Teppich. «Diesen Triumph gönnen wir ihm nicht.»

Nach einer langen Dürre müssen sich auch die Preisträger erstmal wieder an die alten Zeiten gewöhnen: Regisseur Lars Montag, der für seinen Kinderfilm «Träume sind wie wilde Tiger» geehrt wird, sagt, die letzten Preisverleihungen hätten für ihn «in meinem Späti» stattgefunden, weil die Auszeichnungen dorthin gesendet wurden.

Die Zeiten sind vorbei, jetzt werden Preise wieder dort verliehen, wo sie hingehören: auf der großen Bühne.

Ehrenpreis für Wortmann

Regisseur Sönke Wortmann bekommt den Ehrenpreis – und bringt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dazu, seinen Smoking gegen kurze Hosen zu tauschen. Er erscheint im Nationaltrikot von 1954, um den Preis zu verleihen. Der Wortmann-Film, der ihn am meisten begeistert habe, sei «Das Wunder von Bern» über den WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in dem Jahr, sagt Söder – und versucht, damit sein Outfit zu erklären.

«Ich nehme den Preis an», sagt Wortmann und dankt vor allem der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), die ihn damals, vor vielen Jahren, aufgenommen hatte. Das sei «ein Wendepunkt» in seinem Leben gewesen. «Zum ersten Mal wusste ich, was ich vielleicht machen möchte.»

Publikumspreis für Waalkes

Der Publikumspreis geht an den Film «Catweazle» mit Otto Waalkes. Diese Auszeichnung spreche «sehr für die bayerische Liberalität», sagt Waalkes. Schließlich spiele mit ihm ein Ostfriese die Hauptrolle. «Deswegen werde ich alles dafür tun, dass der nächste ostfriesische Filmpreis an einen Bayern gehen wird.» Große Unterschiede zwischen norddeutschem und bayerischem Humor sieht er nicht, wie er vor der Verleihung sagt – «bis auf den Dialekt vielleicht».

Fritjof Hohagen bekommt den mit 100.000 Euro dotierten Produzentenpreis für den Film «Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie». Hohagen nennt den Film über eine ultraorthodoxen Juden, einen muslimischen Beduinen und deren Reise durch die Wüste eine Parabel auf unsere Zeit. Er hoffe, «dass es vielleicht doch eine Hoffnung gibt».

Ein zweiter Produzentenpreis geht an den Film «Stasikomödie» von Regisseur Leander Haußmann. Die Auszeichnung für die beste Regie erhält Altmeister Dominik Graf für seine Erich-Kästner-Verfilmung «Fabian oder der Gang vor die Hunde».

Beste Schauspieler

Die Schauspieler Johanna Wokalek und Albrecht Schucht werden als beste Schauspieler ausgezeichnet. Wokalek bekommt den mit 10.000 Euro dotierten Preis für ihre Rolle als Trainerin in dem Film «Beckenrand Sheriff» – und wird von Klaus Maria Brandauer überrascht, der ihr schon vor knapp 20 Jahren einen Bayerischen Filmpreis überreicht hatte. «Ich bin ein bisschen verliebt in sie – als Schauspielerin», sagt Brandauer. Wokalek – sichtlich bewegt von dieser Überraschung – dankt ihrem Regisseur Marcus H. Rosenmüller dafür, dass er sie dazu gebracht habe, für die Rolle fünf Meter tief ins kalte Wasser zu springen. «Das hat sich gelohnt.»

Schucht wird für seine Darstellung des Schriftstellers Thomas Brasch in «Lieber Thomas» geehrt. Emil von Schönfels, Mekyas Mulugeta und Sara Fazilat bekommen den Preis für die besten Nachwuchsdarsteller, Maria Schrader und Jan Schomburg den für das beste Drehbuch für ihren Film «Ich bin dein Mensch».

Zwölf Kategorien

Der Preis wird in zwölf Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 300.000 Euro dotiert. Doch es gibt nicht nur Geld, sondern auch die Porzellanfigur Pierrot aus der Commedia dell’arte von Franz-Anton Bustelli.

«Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass wir uns nicht unsere Lebensfreude nehmen lassen und auch positive Signale senden», betont Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) – und York-Fabian Raabe, der den Nachwuchsregiepreis bekommt, sagt den Satz des Abends: «Wenn wir unsere Unterschiede feiern, haben wir eine Gemeinsamkeit mehr.»

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