Der ehemalige König von Spanien, Juan Carlos, will das erste Mal seit zwei Jahren seine Heimat besuchen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Esteban Felix/AP/dpa)

Besuche machen immer Freude – wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen. Dieses Sprichwort könnte auch auf den ersten Besuch seit fast zwei Jahren zutreffen, den der umstrittene spanische Altkönig Juan Carlos seiner Heimat abstattet.

Sein Sohn, König Felipe VI., ist bemüht, das vor allem von seinem Vater angekratzte Image der Monarchie wieder aufzupolieren. Entsprechend hält der stets tugendhaft auftretende Felipe so viel Abstand wie möglich zum Vater.

In der Ankündigung des Besuchs hob der König ausdrücklich den privaten Charakter der Reise hervor und betonte, dass sein Vater seinen Wohnsitz «dauerhaft» in Abu Dhabi habe. Auch dies ein Hinweis, dass eine Rückkehr des 84-Jährigen aus dem Exil nicht gerade royale Freudensprünge auslöst. Ein Treffen ist denn auch nur am Montag in Madrid kurz vor der Abreise geplant.

Erster Stopp in Hafenstadt

Erstes Ziel des Ex-Monarchen in der Heimat ist statt des Präsidentenpalasts Zarzuela bei Madrid die kleine Hafenstadt Sanxenxo in Galicien. Dorthin zieht es den passionierten Segler wegen einer Regatta an diesem Wochenende. Aufnahme findet er im Haus des befreundeten wohlhabenden Unternehmers Pedro Campos. «Er kommt mit einer enormen Vorfreude», verriet der 72-Jährige.

Der Besuch stellte am Donnerstag halb Spanien, vor allem aber die sonst beschauliche Region um Sanxenxo auf den Kopf. Bereits viele Stunden vor der Ankunft des Privatjets, mit dem Juan Carlos um 19.13 Uhr in Vigo, circa 45 Autominuten von Sanxenxo entfernt, landete, hatten unzählige Medienvertreter am Flughafen Vigo-Peinador, aber auch am Segelclub von Sanxenxo und am Haus von Campos Stellung bezogen. TV- und Radiosender schalteten seit dem frühen Morgen immer und immer wieder live nach Galicien.

Am Haus von Unternehmer Campos verscheuchte die genervte Polizei irgendwann die zu nah am Gebäude postierten Journalisten und Neugierigen und riegelte anschließend das Haus weiträumig ab, wie eine Reporterin des staatlichen Fernsehsenders RTVE erzählte. «Wir müssen alle jetzt bis zur Landstraße runter», sagte sie.

Am Freitag, wenn die Regatta vor Sanxenxo beginnt, dürfte die Aufregung nicht abklingen. Der Bürgermeister der Stadt mit etwa 18.000 Einwohnern, Telmo Martín, hatte am Mittwoch gesagt: «Ich weiß nicht, ob als Zuschauer oder als Teilnehmer (der Regatta), aber er wird hier sein.» In Sanxenxo liegt auch die Jacht «Bribón», was auf Deutsch soviel wie Gauner, Schurke oder Schlingel heißt. Mit dem Boot war der Altkönig 2019 Weltmeister geworden.

Kein glücklicher Auftakt des Besuchs

Ein solcher Auftakt des ersten Heimatbesuchs gefiel nicht allen. Der staatliche TV-Sender RTVE sprach von einem elitären Sport und monierte den Namen der Jacht. Auch der in Sachen Königshaus stets gut informierte Journalist Fernando Ónega, der am vergangenen Sonntag als Erster von dem bevorstehenden Besuch berichtet hatte, war nicht gerade glücklich.

Der Ex-Monarch war wegen millionenschwerer finanzieller Machenschaften und teurer Unternehmungen – etwa eine Elefantenjagd 2012 in Botsuana, während in Spanien die Arbeitslosigkeit um sich griff – in die Kritik geraten. Im August 2020 verließ er Spanien und lebt seither in Abu Dhabi. Dort will er auch vorerst bleiben, der Heimat aber sporadisch Besuche abstatten.

Einem Strafverfahren entging der einst von vielen Spaniern hoch verehrte Ex-Monarch nur knapp. Der Mann, der jahrelang als Retter der spanischen Demokratie gefeiert wurde, weil er 1981 eine Gruppe von Putschisten mit einer resoluten Rede an die Nation zur Aufgabe brachte, hat seinen Kredit bei vielen im Volk verspielt, wie die Zeitung «El País» kommentierte.

Ermittlungen im März eingestellt

Die jahrelangen Ermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten stellte die Staatsanwaltschaft im März nur ein, weil Juan Carlos entweder durch seine Immunität als König bis zu seiner Abdankung 2014 geschützt war, die Taten verjährt waren oder er Steuern in Millionenhöhe eilig nachzahlte.

In der Begründung beschrieben Staatsanwälte die Verfehlungen des Altkönigs jedoch minuziös und machten sie damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Der linke Regierungschef Pedro Sánchez forderte, Juan Carlos solle den Spaniern sein «verstörendes» Verhalten erklären.

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