«Ich bin in einer so privilegierten Situation, dass ich nicht über meine vermeintlichen Entbehrungen reden kann», sagt Christoph Waltz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa/Archiv)

Hollywood-Star Christoph Waltz (64) ist genervt von Corona-Leugnern. «Diese Leute, die sich Querdenker nennen, denken entlang des Brettes, das sie vorm Kopf haben», sagte der Filmschauspieler («Der Gott des Gemetzels», «James Bond 007: Keine Zeit zu sterben») der deutschen «GQ».

Das Magazin erscheint nun vierteljährlich statt monatlich. «Wenn ich die höre! „Ich lasse mich nicht wegen eines Schnupfenvirus in meinen Grundrechten beschränken.“ Ja, wenn du das Tragen einer Maske als das Beschränken deiner Grundrechte empfindest, dann hast du schon mal im Denkvorgang ein Problem. Der ist nicht quer. Der ist einfach nur deppert.»

Er wolle nicht die Nachkriegszeit als Vergleich bemühen, betonte Waltz. «Ich meine, nach dem Krieg war die Sache für alle gleich. Es war alles kaputt. Alle mussten sich beteiligen, um die Sache wieder zusammenzukriegen, und die meisten haben sich daran beteiligt. Zurzeit haben wir alles zur Verfügung, was wir brauchen, und aufgrund einer destruktiven Minderheit wird plötzlich das, was die Sache am Laufen hält, infrage gestellt. Setzt doch die blöde Maske auf und bleibt zwei Meter entfernt von mir. Damit nimmt dir niemand Rechte weg. Niemand. Also, die Institutionen sind alle vorhanden und funktionieren im Prinzip, werden aber durch eine Gruppe von asozialen Vollidioten in die Enge getrieben.»

Waltz sieht sich selbst in der Corona-Krise als privilegiert. «Ich hab‘ gewisse Hemmungen, über die Tatsache zu reden, dass ich Zeit zum Reflektieren habe, zum Lesen und Zeit zum Sortieren». Und: «Ich bin in einer so privilegierten Situation, dass ich nicht über meine vermeintlichen Entbehrungen reden kann», führte der zweifache Oscar-Preisträger («Inglourious Basterds», «Django Unchained») aus.

Er versetze sich in jemanden hinein, der seinen Job verloren habe und nicht wisse, woher er Geld nehmen solle. «Der also soll sich von mir anhören, dass ich Zeit zum Reflektieren hatte? Nein, dann sage ich es lieber gar nicht. Für mich war es nicht schlecht, nichts zu machen. Warum war es nicht schlecht? Weil ich es mir leisten konnte. Also, da braucht man kein Marxist zu sein, um drauf zu kommen, wie sehr die ökonomischen Umstände in die privatesten, ja bis in die intimsten Bereiche hineingreifen.»

Er könne es nicht mehr hören, sagte der gebürtige Wiener, «über was für Befindlichkeiten Promis reden, wie schlimm die Krise für sie sei. Sie können gar nicht mehr ins Restaurant oder sich mit Freunden treffen. Ja, dann triffst dich halt nicht!» Er sehe bei sich «keine Not», sondern «eigentlich nur Unannehmlichkeiten». «Ich denke aber an die Menschen, die auf 50 Quadratmetern zu dritt leben und ihren Job verlieren. Das ist eine andere Sache.»

Das Ende der Pandemie werde sich über ein, zwei Jahre hinziehen, meint Waltz, «und vieles von dem wirklichen Schaden wird sich erst dann erweisen». Es werde zäh. «Und die Pleitewelle, die kommt erst. Das wird wirklich eine Katastrophe.»

Für die Zeit nach der Pandemie sagte Waltz: «Vielleicht hege ich eine gewisse Hoffnung dahingehend, dass diese unglaubliche Anmaßung, zu glauben, uns könne nichts passieren, sich in Einsicht umkehrt. Vielleicht werden wir umgänglicher… bisserl bescheidener.»

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