Lorenz steht mit Clownsnase auf der Maske vor dem Kölner Dom. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Die traditionellen Karnevalshochburgen sind am Donnerstag unwirklich still geblieben. In der Kölner Altstadt, wo sonst an Weiberfastnacht Hunderttausende feiern, war aufgrund der Corona-Pandemie kaum jemand zu sehen.

«Es waren keine Jecken unterwegs, es waren keine Kostümierten unterwegs», sagte der Kölner Karnevalsprinz Sven I. «Ein sehr ungewohntes Bild für Weiberfastnacht.»

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) appellierte an alle Jecken, dieses Jahr zu Hause zu bleiben. «Als Fastelovendsjeck blutet mir heute das Herz. Aber: Für die Verwaltung ist heute ein normaler Arbeitstag, für Köln ein Tag wie jeder andere», schrieb Reker bei Twitter. Auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) bat: «Bitte bleiben Sie in den nächsten Tagen – wie schon am 11.11. – vernünftig.»

Die Appelle fielen offenbar auf fruchtbaren Boden: Die Städte blieben leer wie an einem Sonntagmorgen – und das trotz strahlenden Sonnenscheins. Die Polizei meldete am Mittag weitestgehende Ruhe. Man habe im Zusammenhang mit Karneval «null» zu berichten, sagte ein Sprecher der Polizei Köln. Ein Polizeisprecher in Düsseldorf erklärte, es sei einfach nichts los: «Es ist tote Buxe.»

Immerhin gab es einen närrischen Überfall auf den Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU): Zwei verkleidete «Möhne» mit Mundschutz sprengten eine Live-Schalte mit dem WDR und schnitten ihm vor laufender Kamera die Krawatte ab. Die Aktion war dem Vernehmen nach mit dem Sender abgesprochen – Keller wusste von nichts. Gerade als er der WDR-Moderatorin berichtete, wie ruhig es auf dem sonst zu Altweiber gefüllten Rathausplatz sei, platzten die beiden Mitarbeiterinnen ins Büro. Der sichtlich verdutzte Keller zog sich lachend eine FFP2-Maske an, während die Frauen mit einer Schere anrückten und Konfetti warfen.

In der Kölner Lanxess-Arena lief am Donnerstag den ganzen Tag über eine Karnevalsshow, die im Internet unter anderem auf www.nitallein.de übertragen wurde. Ziel der Veranstalter war es, Spenden für notleidende Karnevalskünstler, Bühnenarbeiter und Techniker zu sammeln. Sie stehen durch die abgesagte Saison vielfach am Rande des Ruins.

BAP-Sänger Wolfgang Niedecken sagte: «Leute, wir müssen zusammenhalten!» NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) appellierte: «Echte Fründe ston zesamme – das gilt ganz besonders jetzt. Deshalb bitte ich Sie ganz herzlich: Rufen Sie an, spenden Sie! Jede Spende ist ein Stück Hoffnung darauf, dass wir unseren Karneval eines Tages – ich hoffe im nächsten Jahr – wieder so feiern können, wie wir es kennen.»

Nach Einschätzung des Kölner Festkomitee-Präsidenten Christoph Kuckelkorn könnte der Karneval in gereinigter Form aus der Pandemie hervorgehen. «Ich glaube, dass sich der Karneval insgesamt verändern wird», sagte Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur. «Viele Vereine haben sich auf den Kern ihres Wirkens besonnen, das ist eine ganz intensive Auseinandersetzung mit dem Brauchtum. Das wird dazu führen, dass sich viele Vereine auch ein Stück weit neu ausrichten werden.»

Normalerweise gilt Weiberfastnacht in Köln als der problematischste Karnevalstag – in normalen Jahren strömen dann Hunderttausende Touristen in die Stadt. Diesmal ist es in Köln während der Karnevalstage im gesamten Stadtgebiet verboten, Alkohol im öffentlichen Raum zu konsumieren. An bestimmten Hotspots darf auch kein Alkohol verkauft werden.

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