Maren Kroymann, Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin, gehört zu den Unterzeichnerinnen eines Manifests in Sachen Homosexualität. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Arnold/dpa)

Mit einem medialen Massen-Coming-out und einem Manifest im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» wünschen sich 185 Schauspielerinnen und Schauspieler eine öffentliche Debatte über Queersein und Diversität.

«Bisher konnten wir in unserem Beruf mit unserem Privatleben nicht offen umgehen, ohne dabei berufliche Konsequenzen zu fürchten», heißt es in dem Beitrag. Zu oft sei ihnen geraten worden, die eigene sexuelle Orientierung geheim zu halten. «Das ist jetzt vorbei.»

Zu den Unterzeichnern, die sich unter dem Motto «Wir sind hier und wir sind viele» als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär oder trans* outen, gehören Karin Hanczewski, Eva Meckbach, Bettina Hoppe, Ulrich Matthes, Jaecki Schwarz, Maximilian Mundt, Mehmet Sözer, Godehard Giese, Mark Waschke, Niels Bormann, Rainer Sellien, Udo Samel und Mavie Hörbiger sowie Maren Kroymann, Ulrike Folkerts, Matthias Freihof, Georg Uecker, Jochen Schropp, Jannik Schümann, Pierre Sanoussi-Bliss und Gustav Peter Wöhler. Aus Medien und Politik gab es Anerkennung für die Aktion namens #Actout (auf Deutsch in etwa «etwas ausleben»).

Die ARD-Talkerin Anne Will twitterte: «Das ist stark.» Der Aktivist und Filmemacher Rosa von Praunheim, der vor 30 Jahren Alfred Biolek und Hape Kerkeling in einer Talkshow gegen deren Willen outete, verlinkte den Artikel freudig bei Facebook mit der Regenbogenflagge.

Diversität sei in Deutschland längst gelebte Realität, schreiben die Künstler. Die Vielfalt der Gesellschaft solle auch in Film und Fernsehen abgebildet werden. Das Publikum sei bereit dafür. Die Erfahrungen der letzten Jahre etwa bei Streamingdiensten zeigten dies: «Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstandes, die angeschaut und gefeiert werden.»

In einem Interview fordern sechs der 185 Unterzeichner ihre Branche und die Gesellschaft auf, Diversität noch stärker sichtbar zu machen. Sie kritisieren die Männer- und Frauenbilder, die in TV und Kino vermittelt werden. Lesbische Schauspielerinnen fürchteten, aus «dem Pool der für Männer begehrenswerten Frauen oder Frauenrollen» herauszufallen und nicht mehr besetzt zu werden, sagt die als Dresdner «Tatort»-Kommissarin bekannte Karin Hanczewski.

Den Künstlern geht es darum, als Minderheit sichtbar zu sein. In der Familie oder im Freundeskreis hätten sie ein Coming-out hinter sich, sagt Godehard Giese. «Aber wir sind mit unserer sexuellen Identität in der Öffentlichkeit nicht sichtbar. Es wird immer angenommen, man gehöre zur Norm.» Sein Kollege Jonathan Berlin bezeichnet es als «Akt der Selbstliebe», sich zu outen. Als Jugendlichem hätten ihm Vorbilder gefehlt, «um damit freier umgehen zu können».

Hanczewski kritisiert, dass ihr in ihrem Beruf gesagt worden sei, sie solle sich nicht outen. Auch sie spricht von «Befreiung» und fügt an: «Ich hatte immer den utopischen Wunsch, dass es, wenn ich mich mal oute, eine politisch-gesellschaftliche Relevanz hat. Als Einzelperson müsste ich schon wahnsinnig bekannt sein, damit das irgendwas verändert.» In der Gruppe könnten sie aber etwas verändern.

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