Dave Stewart feiert das 40-jährige Jubiläum des Eurythmics-Hits «Sweet Dreams» mit einer Tour. (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / Georg Wendt/dpa)

Nur wenige Hits der 80er Jahre sind so einprägsam und zeitlos wie «Sweet Dreams (Are Made Of This)» von den Eurythmics. Der Synthiepop-Kracher machte Dave Stewart und Annie Lennox 1983 weltberühmt, auch dank des surrealistischen Musikvideos. Gedreht worden war in einem Keller – mit einer echten Kuh. «Zum Glück hatte MTV gerade angefangen», erzählt Stewart (71) im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in London. «Die Plattenfirma hatte Zweifel, dass es gespielt wird, weil sie es so merkwürdig fanden. Aber MTV hat es einfach gesendet und die Leute sind durchgedreht.»

40 Jahre ist es jetzt her, dass das britische Popduo damit seinen internationalen Durchbruch feierte. Anlässlich des Jubiläums bringt Dave Stewart die Musik der Eurythmics nun wieder auf die Bühne. Im Rahmen der Tournee «Eurythmics Songbook: Sweet Dreams – 40th Anniversary» spielt er Konzerte in Düsseldorf, Frankfurt und Berlin. Die 68-jährige Annie Lennox, mit der Stewart im letzten Jahr bei der Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame auftrat und mit der er bis heute befreundet ist, ist nicht dabei.

Stewart geht mit drei Sängerinnen auf Tour

«In den letzten 20 Jahren hat man Annie und mir so ziemlich jede Tournee angeboten, die man sich vorstellen kann, die haben uns fast bekniet, aber Annie will nicht auf Tournee gehen», berichtet Stewart ohne jeden Groll, während er an seinem Tee nippt. «Deswegen habe ich es „Eurythmics Songbook“ genannt, sonst wären es ja die Eurythmics.»

Dafür bringt Stewart gleich drei Sängerinnen mit – seine Tochter Kaya, Soulsängerin RAHH aus Manchester und die australische Popmusikerin Vanessa Amorosi. «Annie war da, als meine Tochter geboren wurde, sie ist ihre Patentante», erzählt Stewart. «Kaya singt Eurythmics-Lieder, seit sie drei Jahre alt war. Sie saß auf Annies Schoß und hat „There Must Be An Angel“ und sowas gesungen.» Die Musik wurde ihr also in die Wiege gelegt.

Vanessa Amorosi hatte 2000 mit dem launigen «Absolutely Everybody» auch in Deutschland einen großen Hit. Seitdem hat die Australierin sich mehrfach neu erfunden – auch als Rockröhre. «Sie ist einfach eine unglaubliche Sängerin», schwärmt Stewart. «Sie ist eine kraftvolle, soulige Sängerin mit einem Hauch von Gospel. Und RAHH ist auch sehr soulig, aber auf eine sanftere Art.»

20 Songs an jedem Abend

Mit den unterschiedlichen Sängerinnen will Stewart, der unzählige Hits geschrieben und Künstler wie Mick Jagger, Ringo Starr oder Joss Stone produziert hat, den verschiedenen Musikstilen der Eurythmics gerecht werden. «Wir haben uns nie in eine Schublade stecken lassen», stellt er klar. «Das funktioniert also gut in der Show.»

Begleitet wird das Konzert von einem Film, den er selbst produziert hat. Die Auswahl der Songs war laut Stewart allerdings nicht leicht. Schließlich hatten die Eurythmics neben «Sweet Dreams (Are Made Of This)» noch viele andere Hits – von «Love Is A Stranger», das erst mit Verspätung ein Erfolg wurde, über «Here Comes The Rain Again» und «Sisters Are Doin‘ It for Themselves» bis hinzu «The Miracle Of Love» und «Missionary Man». Rund 20 Songs will Stewart jeden Abend zum Besten geben.

«Es ist eine Art Retrospektive, bei der wir jedes Album berücksichtigen», kündigt der Gitarrist und Songwriter an. «So habe ich die Show zusammengestellt – nach dem Motto: Schaut mal, wir haben uns von hier nach dort und dann dort und dahin entwickelt. Und ich habe Glück, dass ich von einem Songbook sprechen kann und dass die Leute die Lieder kennen.»

Mit der Kuh im Keller

Der bekannteste Eurythmics-Song hat längst ein Eigenleben entwickelt – «Sweet Dreams (Are Made Of This)» wurde unzählige Male gecovert oder gesampelt. «Viele Kids haben gar keine Ahnung, dass das ein alter Song ist», sagt Dave Stewart amüsiert. «Die hören das einfach auf Spotify oder bei irgendeinem EDM-Festival oder so.»

Angesprochen auf das Jubiläum des Kulthits lacht Dave Stewart. «Da fühle ich mich alt», sagt er. «Wenn die Leute mich daran erinnern, dass „Sweet Dreams“ 40 Jahre alt ist, dann werde ich aber nicht nostalgisch. Ich erinnere mich nur daran, wie ich mit einer Kuh im Keller war, wie ich an dieser Maschine saß, um diesen „Boom“-Sound hinzukriegen oder wie Annie und ich im Wembley-Stadion gespielt haben und die Menge völlig ausgeflippt ist. Es weckt viele Erinnerungen.»

Eurythmics Songbook: Sweet Dreams – 40th Anniversary Tour: 15.11. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall; 26.11. Frankfurt, Jahrhunderthalle; 27.11. Berlin, Tempodrom

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